Es war eine außergewöhnliche Saison, ein außergewöhnlicher Trainer bei einem außergewöhnlichem Verein. Doch in dem Moment des Triumphs bleibt Fabian Hürzeler auf dem Boden. „Ich bin tatsächlich nicht so der Typ, der gerne abhebt“, sagt der Erfolgstrainer von St. Pauli nach dem 3:1 gegen VfL Osnabrück. Dieser Dreier wird vorerst das letzte Zweitligaspiel am Millerntor bleiben, denn dadurch wurde die erstmalige Rückkehr ins Oberhaus nach 2011 klar gemacht.
Der 31-jährige Coach wurde kurz nach dem Spiel auf Schultern getragen, das sei ihm aber „ ´ne Nummer zu viel“ gewesen. Doch der Hype lässt nicht nach, nach all den Interviews und Statements, konnte er nicht einmal die paar Meter zum Medienraum laufen ohne Fotowünsche zu erfüllen. Kurz vor der Pressekonferenz wirkte er dann jedoch sehr konzentriert, auch als ob er noch einmal realisieren muss, was gerade passiert ist. Die PK selber war dann so kurz, dass die Spieler sogar etwas zu spät kamen, um in den Raum zu stürmen und alles nass zu spritzen. Zuvor meinte der frühere Spielertrainer von FC Pipinsried noch, er wolle „Vorbild in Sachen Feierbiest“ sein.
Ein Vordenker ist er in Sachen Spielidee, kein Trainer in der 2. Bundesliga setzte so akribisch seine Taktik um. Penetranz und Geduld sind wichtige Tugenden des jungen Trainers. Beim Spiel gegen Osnabrück, gelang es dem bereits abgestiegenem Gast nur eine gewisse Zeit dagegen zu halten, ohne das eine nachhaltige Taktik erkennbar gewesen wäre. Daher war es essentiell für den maximalen Erfolg der Mannschaft, nicht in Panik zu geraten. Das ist eine wichtige Botschaft, die auch während des Spiels permanent von der Trainerbank ausgeht. Denn in der Hinrunde war das Halbzeitergebnis sieben Mal 0:0, also bei fast jedem zweiten Spiel. In der Rückserie kamen dann noch drei Spiele hinzu.
Eine Woche nach der großen Aufstiegsparty wurde noch die Meisterschaft gesichert, in Wiesbaden gab es dann noch einmal einen kleinen Platzsturm. Die beste Mannschaft der Saison krönte sich und doch fand Hürzeler immer wieder im Verlaufe der Spielzeit Dinge, die er anprangerte. Verbesserungsmöglichkeiten, aber ohne jemals als ewiger Nörgler zu gelten. Das erste Spiel bei dem er nichts verbessern wollte, keine Lust auf eine Spielanalyse hatte, war das Aufstiegsspiel gegen Osnabrück.
Bei der Suche nach den großen Trainertalenten in Deutschland kommt man sehr schnell auf Sebastian Hoeneß und Fabian Hürzeler, dass letzterer also auch mit größeren Vereinen in Verbindung gebracht wird, ist fast schon in der Natur der Sache. Gerade beim Erinnern an die sehr langen Vertragsverhandlungen, die sich über Monate hinweg zogen. Ob er bleibt oder nicht, wird vermutlich in den nächsten Tagen und Wochen feststehen, wobei das Aufstiegsspiel und die damit verbundenen Emotionen sehr starke Argumente für einen Verbleib in Hamburg sein dürften.