Der VfB Stuttgart gewinnt beim Fußball Club St. Pauli mit 1:0 in der Männer-Bundesliga. Beim Betrachten der notierten Statistiken könnte man meinen, ein schlussendlich hochverdienter Sieg. Immerhin 2,8 gegenüber 0,2 erwarteten Toren und 21:6 Torschüsse zugunsten der Gäste. Dennoch kam St. Paulis Oladapo Afolayan zum Schluss, dass „das Spiel durch den Mann in Gelb entschieden wurde“.
Schiedsrichter Florian Exner ist während der 90 Minuten immer wieder als Hauptakteur in Erscheinung getreten. Das Millerntor war selten aufgrund der Leistung eines Unparteiischen so aufgepeitscht wie am Samstag. Bereits in der Anfangsviertelstunde hätte es zwei Mal eine gelbe Karte geben müssen, für St. Paulis Nemeth wegen eines taktischen Fouls und Stuttgarts Stenzel aufgrund eines Handspiels. Für Afolayan hatte der Schiedsrichter das Spiel bereits nach 20 Minuten verloren. Cheftrainer Blessin monierte, „alle 50:50-Zweikämpfe waren gegen uns“. Nach einer knappen Stunde gab es dann einen Handelfmeter für die Schwaben. „Der ist schon oft gepfiffen worden, oft auch nicht gepfiffen worden“, sagte der St. Pauli Trainer. Die Konsequenz aus der Exners Entscheidung war, dass der bereits verwarnte Van der Heyden mit einer Ampelkarte vom Feld gehen musste.

Der von Nick Woltemade ausgeführte Strafstoß wurde jedoch vom überragenden Nikola Vasilj gehalten, der auch sonst an dem Nachmittag alles hielt, was zu halten war. Der Schlussmann der Kiezkicker sollte kurz vor Schluss nochmal in den Blickpunkt geraten, jedoch nicht wegen des finalen Siegtors von Woltemade in der 88. Minute. Da war der bosnische Nationaltorwart dann wirklich machtlos. In der letzten Minute der Nachspielzeit beschwert sich Vasilj für das ungestrafte Zeitspiel der Stuttgarter, erhält dafür eine Verwarnung, für den daraufhin ausgestreckten Daumen gibt es die zweite gelbe Karte binnen Sekunden. „Der Schiedsrichter hat offensichtlich noch nie Fußball gespielt und versteht das Spiel nicht“, schimpft Afolayan. Der Flügelstürmer redet aufgebracht und deutlich lauter als sonst und sieht ein allgemeines Problem: „Standard des Schiedrichterwesens ist schrecklich“. Nach seiner Einwechslung war er in Unterzahl fast ausschließlich mit Defensivaufgaben beschäftigt, mit der doppelten Ampelkarte ging dann gar nichts mehr. Eine unglückliche und nicht ganz verdiente Niederlage, denn Einsatz und Leidenschaft stimmte.
Das Spielunglück begann für die Boys in Brown sogar schon vor dem Anpfiff. Elias Saad verletzte sich bei der finalen Aufwärmübung und fällt fürs Erste aus. „Er ist ein cooler Typ, ein guter Spieler, er hatte erneut Pech diese Saison. Er hat nicht so viel gespielt, wie er es seiner Meinung nach verdient hätte“, sagt Afolayan, der sich gut mit seinem Teamkollegen versteht. Angesprochen auf die Tatsache, dass die beiden ab dem 6. Spieltag nur rund eine Stunde zusammen auf dem Feld standen, sagt der Engländer selbstbewusst, „ich weiß, dass wir beide mehr Minuten spielen wollen, offensichtlich wissen wir, wie gut wir zusammen sind“. Doch auch eine Portion Selbstkritik ist in seinem Statement dabei, Afolayan gesteht ein, in der vorhandenen Zeit, mehr Tore erzielt zu haben müssen.
Für Elias Saad dürfte Afolayan beim kommenden Auswärtsspiel in Frankfurt in die Startelf rücken, erneut, diesmal verständlicherweise, nicht gemeinsam auf dem Platz. Der Ausfall von Winter-Leihe Siebe van der Heyden müsste durch Lars Ritzka kompensierbar sein, für den ebenfalls gesperrten Niko Vasilj wird Ben Voll im Tor stehen.