So spielt ein Absteiger

St. Pauli liefert eine Abstiegsleistung
veröffentlicht am 4. November 2025

Die mit Abstand schlechteste Saisonleistung von St. Pauli führte zu einer 0:4-Niederlage in der 1. Fußball-Bundesliga der Männer gegen das bisherige Schlusslicht Borussia Mönchengladbach. Doch die zu den Gegentoren führenden Fehler der Kiezkicker sind weniger entscheidend für die Analyse als die Art und Weise des Auftretens über die vollen 90 Minuten.

Gladbach überließ den Gastgebern den Ball dort, wo es ihnen nicht weh tat. Die Elf von Alexander Blessin nutzte freie Räume nicht und verpasste es notorisch, mutig und schnell nach vorne zu spielen. Da sich dadurch  immer wieder haarsträubende Fehler in der letzten Reihe der Boys in Brown einschlichen, wurde St. Paulis Ballbesitz für die Kiezkicker selber zur Gefahr, anstatt für das gegnerische Tor. Das ist auch der entscheidende Unterschied zu der Hinrunde der letzten Saison, auch wenn die Offensive dort ebenfalls meist harmlos blieb, war auf St. Paulis Defensive Verlass, sodass Punkte zumindest durch torlose Unentschieden möglich waren. Mit einer Trotzreaktion in der Halbzeitpause tauschte Blessin das ungefährliche Offensivtrio komplett aus. Er hätte aber auch andere auswechseln können, sagte der resignierte Trainer im Anschluss an die Heimpleite. Tatsächlich gab es keinen spielerischen Lichtblick im Auftreten St. Paulis, einzig die späte Einwechslung von Kapitän Jackson Irvine sorgte im Millerntor für Jubel.

Bild von Fridolin Haagen

Der letzte Heimauftritt des Publikumsliebling St. Pauli war Anfang April – ebenfalls gegen Borussia Mönchengladbach. Für den späten 1:1-Ausgleich sorgte damals Afolayan, seitdem ohne weiteren Scorerpunkt und mit wenigen Einsatzminuten. Vergangenen Samstag hatte er seinen ersten Startelfeinsatz in der der jetzigen Bundesliga-Saison. Doch auch er konnte bei der sechsten Niederlage hintereinander der Partie nicht seinen Stempel aufdrücken. Diese Statistik ist jedoch nur bedingt aussagekräftig, denn die Kiezkicker setzten sich im DFB-Pokal am Dienstag zuvor verdient gegen die TSG Hoffenheim durch. Zwar benötigte es dafür den 2:2-Ausgleich von Pereira Lage in der Nachspielzeit der Verlängerung und ganz viele Nerven im Elfmeterschießen mit dem Endergebnis 8:7, doch genau das schien das Team zusammenwachsen lassen. Daher ist der charakterliche Zusammenfall die erschreckenste Erkenntnis aus der 0:4-Klatsche gegen die Fohlenelf. Nach den beiden Gegentoren in der 2. Halbzeit senkten sich die Köpfe, es gab weder Aufmunterung noch Kritik untereinander. Zurecht sprach Hauke Wahl mehrmals in der Mixed Zone über Mentalität. „Dieses gute Gefühl haben wir jetzt einfach momentan nicht“, gab Blessin auf der Pressekonferenz zu. Mit dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg am 9. November hat der Kiezklub noch eine Chance die Stimmung vor der Länderspielpause aufzubessern.

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Fridolin Haagen

Jahrgang 2004, freier Journalist für die taz, den Freitag und die Fußball-Woche.

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