St. Paulis Weg zum wohlverdienten Klassenerhalt

veröffentlicht am 28. Mai 2025

Der Rahmen für die kommende Bundesliga Saison der Männer ist geklärt, Heidenheim sichert sich in der Relegation gegen Elversberg den Klassenerhalt. Beim FC St. Pauli konnte schon seit einigen Wochen mit mindestens einer weiteren Spielzeit im Oberhaus geplant werden. Zuletzt gab es bei der Stürmerposition Bewegung, die größte Baustelle im Kader, immerhin erzielten die Kiezkicker die wenigsten Tore in der vergangenen Spielzeit. Pyrka kam vom polnischen Erstligisten Piast Gleiwitz, die Kapitel Andreas Albers und Simon Zoller hingegen wurden geschlossen, die Zukunft von Guilavogi und Eggestein indes ist ungewiss. Zeit also für einen kleinen Saisonrückblick.

Im letzten Spiel 2024/25 stellten die Boys in Brown einen unrühmlichen Bundesliga-Rekord ein. Durch das 0:2 gegen den VfL Bochum blieb man von den 17 Heimspielen zum elften Mal am Millerntor torlos. Diese Horror-Bilanz hatte bisher nur Tasmania Berlin 1965/66. Doch das Spiel hatte nur eine bedingt sportliche Relevanz. Der VfL Bochum war bereits abgestiegen, St. Pauli so gut wie gesichert. Obwohl die Verantwortlichen aus Hamburg vor dem Spiel den Wettbewerb hochhalten wollten, war das Saisonfinale mit Abstand das schlechteste Spiel. „Aber wisst ihr was? Ist mir scheißegal“, das war das Statement von St. Pauli Trainer Alexander Blessin. Und das auch zu recht, zuvor ist der Kiezklub immer an seine Grenzen gegangen, viele Male die bessere Mannschaft gewesen und immer bis in die Schlussminuten die Chance auf zumindest einen Punkt gehabt.

Die ersten 4 Saisonspiele deuteten erst einmal nicht auf einen positiven Saisonverlauf hin. Blessin setzte in den ersten Spielen als St. Pauli Coach auf ein 3-5-2-System, nicht jedoch auch Saad und Afolayan. Die beiden Flügelspieler wurden meist erst eingewechselt, wenn das Team bereits zurücklag. Beim Pokalspiel im viertklassigen Halle konnte das Unheil noch abgewendet werden, gegen Heidenheim (0:2), bei Union Berlin (0:1) und Augsburg (1:3) setzte es die ersten Bundesliga Niederlagen seit 2011. Bei letzterem Spiel wurden Saad und Afolayan bereits beim Stand von 0:0 eingewechselt, Saad sorgte durch die Vorlage für Boukhalfa auch für das erste Bundesligator seit 2011. Das erste gute Spiel der Saison war am 4. Spieltag gegen Champions League Teilnehmer Leipzig, das erste Mal mit den beiden in der Startelf, ein torloses Unentschieden als Anfang. Direkt danach der erste Sieg, 3:0 beim SC Freiburg, Afolayan und Saad trafen erneut. Tatsächlich waren die beiden Unterschiedspieler an jedem einzelnen Saisontor St. Paulis direkt beteiligt, wenn die beiden auch zusammen auf dem Platz standen. Unglücklicherweise war das nicht so oft der Fall, schon beim darauffolgendem Spiel wurde Saad vom Mainzer Dominik Kohr derat gefoult, dass er für Monate ausfiel. Das Spiel endete 0:3, die höchste Niederlage der Spielzeit.

Es folgten knappe und teils unverdiente Niederlagen gegen die Topteams (1:2 in Dortmund, 2:4 in Leipzig im Pokal, 0:1 gegen Bayern und 1:2 in Leverkusen), die schlechteren Spiele wurden kontinuierlich weniger (0:2 in Gladbach und 0:2 gegen Bremen). Das große Manko blieb in der Hinrunde das Ausbleiben des ersten Millern-Tors, dieses gelang schlussendlich Ende November beim 3:1 gegen Kiel, bezeichnend durch den Verteidiger Saliakas. Wenn es Punkte für den Zweitliga-Meister gab, dann waren sie hochverdient und hart erarbeitet (0:0 gegen Wolfsburg, 2:0 in Hoffenheim und das 1:0 in Stuttgart).

Die Heimtorschwäche blieb zwar in der Rückrunde (0:1 Frankfurt, 0:1 Freiburg, 0:2 Dortmund, 0:1 Stuttgart und 0:2 Bochum). Doch St. Pauli hatte in der Hinrunde genügend Lehrgeld bezahlt, wie von den Verantwortlichen immer wieder zurecht betont wurde. In der Rückrunde war dann immer mal wieder Zahltag, es kamen die für den Klassenkampf benötigten dreckigen und unverdienten Punkte. Was jedoch nicht bedeutet, dass die Kiezkicker nicht immer wieder anschaulichen Fußball zeigten. Denn auch gegen die Besten der Liga konnten die Boys in Brown nach einer starken Leistung Punkte einfahren (1:1 gegen Leverkusen und 2:2 in Frankfurt), aber auch gegen Union brannten die Kiezkicker mit einem 3:0 ein Feuerwerk ab. Außer eben am letzten Spieltag, doch das war dann halt „scheißegal“.

Erstklassig waren bei St. Pauli gegen Bochum die Fans von beiden Lagern. „Das fande ich herausragend von den St. Pauli Fans, wie sie uns dann den Beifall nochmal mitgegeben haben“, beschrieb Bochum Trainer Dieter Hecking die Szenen auf den Rängen. Nachdem sich beide Teams von den Fans verabschiedet haben, durften die St. Pauli Fans den Klassenerhalt auf dem Rasen feiern. Allmählich machten sich mehrere Heimfans in Richtung des Auswärtsblocks und stimmten gemeinsame Fangesänge an. Nach einiger Zeit wurden Schals ausgetauscht, die Saison endete friedlich für die abgestiegenen Bochumer. „Man wird nicht immer so verabschiedet in fremden Stadien“, stellte Hecking fest und sah es als Herausforderung an, so schnell wie möglich wieder ans Millerntor zu kommen.

Ein Beitrag von:

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Fridolin Haagen

Jahrgang 2004, freier Journalist für die taz, den Freitag und die Fußball-Woche.

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