Borussia Dortmunds Situation vor dem Champions League Achtelfinalrückspiel der Männer ist brenzlig. Platz 10 in der Bundesliga, lange ausgeschieden aus dem DFB-Pokal, die letzte Chance also in der Königsklasse. Wie auch vergangene Saison, die letzte von Edin Terzić. Dieser scheiterte letztendlich an der Dauerpräsenz vom „Schattentrainer“ Nuri Şahin, der im letzten Halbjahr sein Co-Trainer war. Kann der BVB verhindern, dass dem aktuellen Coach Niko Kovač ein ähnliches Schicksal wiederfährt?
Rückblickend betrachtet war es ein Fehler der Dortmunder Vereinsführung, statt Terzić den benötigten Rückhalt zu geben, auf den relativ unerfahrenen Şahin zu setzen. Denn unter Terzić holte der BVB mit dem DFB-Pokalsieg 2021 den letzten Titel. In der Bundesliga holte er 2023 nicht nur fast die Meisterschaft, sondern in seinen drei Spielzeiten auch den fünftbesten Punkteschnitt aller Bundesliga Trainer (bei mindestens 50 Spielen). Ein Jahr später genügten acht Punkte weniger in der Liga nur für Rang 5, dafür erreichte Dortmund das Champions League Finale. Şahin hingegen führte den Verein ins Liga-Mittelmaß, in der Königsklasse gab es vier Pflichtsiege bei drei Niederlagen, im Pokal das Zweitrunden-Aus. Das Kernproblem, welches zum damaligen Trainerwechsel führte, droht sich zu wiederholen. Denn Mike Tullberg erfreut sich einer enormen Beliebtheit bei den Fans, holte mit seiner energischen Art als Interimstrainer zwei Siege und ein Unentschieden. Nun wird er als Schattentrainer gehandelt, denn Kovač, der danach folgte, hat mit den Altlasten zu kämpfen. Vier verschiedene Trainer im letzten Dreivierteljahr, das ist verwirrend für Außenstehende, aber auch für die Mannschaft selbst.
Die letzte Hoffnung für die Rettung der verkorksten Saison liegt in der Champions League, doch die Chancen auf das Weiterkommen sind nicht gut. Im Achtelfinalhinspiel gegen OSC Lille reichte es zuhause für das Team von Niko Kovač nur zu einem 1:1. Eine starke erste Halbzeit wurde kaschiert durch eine antriebslose zweite. Vor dem Spiel betonte Sportdirektor Kehl, „natürlich weiß auch Niko, dass wir kurzfristigen Erfolg brauchen und daran werden wir auch gemessen“. Doch nun scheint genau das nicht zu gelingen, jedenfalls steht der BVB in Lille mit dem Rücken zur Wand. Bei einem eventuellem Weiterkommen wartet im Viertelfinale höchstwahrscheinlich mit dem FC Barcelona und Trainer Hansi Flick ein aus dieser Saison bekannter Gegenspieler. Die 2:3-Heimniederlage in der Gruppenphase gehörte jedoch noch zu den besten Spielen unter der Leitung von Şahin. Dieser wurde schließlich nach einer Niederlagenserie im neuen Jahr entlassen.
Laut Kehl ging es bei Mike Tullbergs Engagement als Interimstrainer darum, „Spiele zu gewinnen und der Mannschaft Energie einzuhauchen, das hat er sehr, sehr gut gemacht. Aber das Thema haben wir auch beiseite geschoben“. Doch die 0:1-Heimniederlage gegen Augsburg wirft den Verein noch einmal mehr zurück. Das Erreichen des internationalen Geschäfts kommt nicht näher und es wird auch schon wieder am Stuhl des Trainer gesägt. Laut Sky-Informationen soll eine Entlassung von Kovač und seinem Trainerteam dem BVB etwa drei Millionen Euro kosten. Und mit jedem Misserfolgserlebnis scheint ein Rückkehr Tullbergs realistischer, auch wenn sich dieser sich selbst nicht ins Spiel bringt. „Ich will nicht über mich reden, also ich bin U19 Trainer und ich durfte zehn Tage oben aushelfen, das ist für mich auch abgehakt, jetzt bin ich wieder U19 Trainer“, sagte er nach dem 4:2-Sieg bei Union Berlin in der DFB-Nachwuchsliga. Auch wenn die Verantwortlichen es nicht wahr haben wollen, es scheint sich durch die Unzufriedenheit bei Borussia Dortmund ein neuer Schattentrainer zu entwickeln.