Schleicht sich Augsburg in die Champions League?

Das 1:1 zwischen Union Berlin und Augsburg markierte das Ende der beispiellosen Unioner Negativserie von 9 Niederlagen in der Bundesliga am Stück und war zugleich das erste Spiel nach der Ära von Urs Fischer. In dem Spiel, wo die Köpenicker spät ausgleichen konnten, war Grote der Interimstrainer, wenige Tage später übernahm Nenad Bjelica und stabiliserte die Mannschaft. Letzte Woche trafen beide Teams erneut aufeinander, das 2:0 für Augsburg bedeutet jedoch, dass Union die Blicke wieder nach unten richten muss, vor allem da sie in 5 der letzten 6 Spiele kein Tor erzielten.
Ganz anders jedoch die Fuggerstädter, die derzeit in Tuchfühlung mit den Europapokalplätzen sind. Einen großen Anteil daran, trägt Demirovic. Hinter Kane, Guirassy, Openda und Undav ist er mit seinen 15 Toren der erfolgreichste Spieler in der Torjägerliste, dass er Ambitionen hegt, war nie ein Geheimnis. In der Sommerpause 2023 bekannte er öffentlich den Wunsch, mit Augsburg am letzten Spieltag mal um die Conference League zu spielen. Darauf habe ich ihn nach dem Hinrundenspiel bei Union angesprochen, da gab er sich jedoch deutlich bodenständiger und fand den Zietpunkt viel zu früh, um über solche Themen zu reden. Nach dem Trainerwechel von Maaßen zu Thorup lief es ja nicht nur sportlich viel besser, auch wurde grundsätzlich in der Öffentlichkeit nur noch von Spiel zu Spiel geschaut. Gegenüber mir sagte Demirovic, dass das Ziel sei „einfach mal eine ruhigere Saison spielen”, wenn auch mit Blick nach oben. Diese Marschroute hat dem Verein offensichtlich gut getan, die Lage ist besonnen und ruhig.

Artikel nach Union-Augsburg 1:1

Doch in welchen der drei internationalen Wettbewerbe es die Augsburger verschlägt ist noch völlig offen. Das liegt daran, dass sogar Platz 9 für die Conference League reichen könnte. Für dieses einigermaßen realistische Szenario müsste Borussia Dortmund die Champions League gewinnen und auf ihrem akuellen Tabellenplatz 5 am Saisonende stehen. Dies würde dann höchstwahrscheinlich für einen sechsten Champions League Starter aus der Bundesliga sorgen, da diese zurzeit besser dastehen als die Premiere League und La Liga. Augrund der Champions League Reform (36 statt 32 Teilnehmer) gibt es zwei Starter mehr für die Ligen, die in dieser Spielzeit am besten im internationalen Geschäft abschneiden. Diese Plätze werden „European Performance Spots” genannt und zurzeit sind die Serie A und die Bundesliga in der Pole-Position. Bei einem Champions League Sieger aus der Bundesliga, wäre ihr der eine „European Perfomance Spot” sicherlich nicht mehr zu nehmen. Doch auch Bayern kann für dieses Szenario die Champions League gewinnen, dafür müssten sie jedoch auf Platz 5 abrutschen, sonst verpufft der Extraplatz.


Im DFB-Pokalfinale trifft der neue deutsche Meister Leverkusen, die in der Europa League auch noch ordentlich Punkte für die UEFA-Liste sammeln dürften, auf den Abstiegskandidaten Kaiserslautern aus der 2. Liga. In dem höchstwahrscheinlichen Fall, dass die Elf von Xabi Alonso sich diese Titelchance nicht entgehen lässt, würden Platz 7 und 8 für die Europa League reichen, Platz 9 für die Conference League. Falls den Roten Teufel die Überraschung glückt, spielen diese im nächsten Jahr in der Europa League, ganz gleich in welcher Liga sie dann sind, Platz 7 der Bundesliga ebenfalls und Platz 8 reicht wenigstens noch für den dritten europäischen Wettbewerb.
Die Qualifikation für das lukrative internationale Geschäft ist für den FCA also in greifbarer Nähe, vor allem weil sie in guter Form sind, 16 Punkte aus den letzten 7 Spielen sprechen eine klare Sprache. Morgen kommt es zu einem kleinen Showdown um Platz 6 beim direkten Konkurrenten in Frankfurt. Sollte Augsburg mit 2 Toren Differenz beim Freitagabendspiel gewinnen, übernehmen sie Platz 6. Den Platz, der bei dem oben genannten Szenario für die direkte Qualifikation für die Champions League reicht.

Das Restprogramm für beide Vereine hat es jedoch in sich. Augsburg spielt noch in Dortmund und Leverkusen und zuhause gegen Stuttgart, Frankfurt in München plus die Heimspiele gegen Leverkusen und Leipzig. Das bietet selbstverständlich die Möglichkeiten für die Teams aus dem Mittelfeld der Liga aufzuschließen und ggf. den 6. Platz zu erobern, gerade wenn Augsburg in Frankfurt gewinnt und dadurch beide Mannschaften 42 Punkte haben. Momentan sind Freiburg (8. 39 Punkte), Hoffenheim (9. 36P) und Heidenheim (10. 34 P) noch in Reichweite. Von den 5 Teams hat Augsburg jedoch aktuell die beste Form, was durchaus entscheidend sein könnte für den Kampf um Platz 6.

Bis waren sie nur einmal internation zu sehen, in der Saison 2015/16 schieden die Fuggerstädter denkbar knapp im Sechzehntelfinale der Europa League gegen den späteren Finalisten Liverpool aus. Dieser Ausblick wäre zweifellos noch eine Schippe drauf.

Artikel über das Augsburger Torwartproblem aus der Hinrunde. Dahmens Steigerung auch ein Grund für Augsburgs Europachancen.